Alban's Blog

Category: Fragen & Antworten

What do you listen to in the moment?

A concert venue, where I am going to play in January, wanted to know what I am listening to in the moment; somehow I misunderstood and thought it was about popular music, so my quick answer was “Radiohead”, because my fiancée loves it and I thought that they music was different to other bands, that they were “recognizable” for a moron like me (who doesn’t know anything about pop or rock music). Well, the answer wasn’t enough, they wanted a longer statement, and since I am pretty bad in bullshitting, I decided to stick to the truth – here it is:

I don’t listen to music outside of a concert hall. I love going to concerts and listen to all different kind of music (opera, orchestra, chambermusic, jazz, experimental, you name it), but the older I get the less I am intrigued to listening to canned recordings. When listening to music I need to have the live atmosphere, I want to see the creation in process, not some pre-made product. Indeed I live in a very lucky place, Berlin, where we have tons of live music every day, dozens of concerts to choose from, three opera houses, jazz-clubs, other clubs, and I am spoilt by having that chance, I admit. I do own quite many LP’s, mainly piano music, loved Horowitz and Dinu Lipatti while growing up, but I haven’t even replaced the needle on my excellent LP-player when it broke four years ago. Although I own a little ipod, I have no music on it whatsoever, just audio books which I listen to while jogging. I don’t need a constant stream of music draining out the last bit of thoughts I might be having – and I do think better when there is no musical distraction around me, and I love to be alone with my thoughts, don’t need any kind of background noise for it. What I am listening to in the moment? The Silent House by Orhan Pamuk 🙂

Bad luck – bad travel…

Starting at around 9:30 pm this past Saturday my little streak of bad luck started with me taking a rare run on our treadmill. The only way I can be convinced to run on a thing like that is to watch some TV at the same time. There is no TV in the room with the treadmill, but a ladder, on which I genius-like placed my beautiful Macbook (the silver Apple-laptop) to watch some Seinfeld. 15 minutes into the show some vibration of my feet hammering this running-machine made the ladder tremble and my poor little Mac fell down, screen broken. I don’t mind being unlucky, but if it’s because of my own stupidity, I have a hard time forgiving myself.

Two very good questions of an Australian interviewer

Why do I write the blog?

I felt that we classical musicians have the tendencies to hide in our little ivory tower, expecting to play concerts which are attended by attentive audiences, but not wanting to deal with the audience directly. For me my blog is actually meant to reach people (I don’t know if it does) who are not really hooked to classical music (yet) and who may need a more personal approach to be drawn into it. By knowing a bit what’s going on in the mind of a traveling musician whom one might have seen on stage once or twice I hoped it could break down a bit the barrier and the distance between listener and performer.

Wann und warum hast Du mit dem Cello angefangen?

Ich war ungefähr achteinhalb Jahre alt und spielte gerade im Buddelkasten, als meine Mutter mich fragte, ob auch ich neben dem Klavier ein anderes Instrument erlernen wollte, da meine 3 Jahre jüngere Schwester Manon mit Geige begonnen hatte. Ich war nicht allzu interessiert, aber um sie loszuwerden, sagte ich “Warum nicht?” woraufhin sie das Cello vorschlug. Gleiche Antwort. Heute behauptet sie, sie hätte jedes Instrument vorschlagen können und ich hätte akzeptiert!

Woran denkst Du beim Cellospielen?

Die Gedanken, die mir beim Üben im Gegensatz zum Konzertieren durch den Kopf gehen, sind grundverschieden. Beim Üben muß ich mein strengster Richter sein, ich bin dabei Perfektionist bis zum Umfallen, sowohl was die Technik als auch was die Musik angeht. Gerade beim Üben kommen mir gleichzeitig oft die verrücktesten Ideen, ich habe immer ein Notizblock neben mir liegen, um diese fest zu halten. Es kann sich um Kindererziehung handeln, darum, wie ich gewisse Konflikte im Alltag besser lösen kann, simple Dinge, die zu erledigen sind, natürlich auch Ideen musikalischer und karrieretechnischer Natur, sowie z.B. Programmideen für CDs oder Recitals. Beim Konzertieren versuche ich ganz bewußt, Gedanken, die nichts mit der Musik zu tun haben, wegzublocken, und in jedem Augenblick des Konzertes kreativ zu sein, Emotionen und Farben spontan „über die Rampe“ zu bringen, mir dabei so gut wie möglich zuhörend, damit das, was ich will, auch wirklich hörbar ist. Ich versuche, den Fokus auf die Technik auf das absolute Minimum zu verringern, stelle ich mir Geschichten vor, abstrakte Gedanken oder Gefühle, die ich in meine Musik übersetzen will, Bilder oder Farben, die ich mit Hilfe meines Cellos zum Publikum transportieren möchte.

Wie bekommst Du Konzerte?

Wie bei allen Solisten geht nichts ohne Manager, und nach einigen weniger guten Erfahrungen habe ich endlich ein Team zusammen, denen ich vertraue und die langfristige Visionen und Ideen entwicklen und in die Tat umsetzen. Mein sogenanntes general management, die Agentur SulivanSweetland sitzt in London und ist direkt für UK, Skandinavien, Benelux und Australien sowie auch meine Aufnahmetätigkeit mit Hyperion verantwortlich. Darüber hinaus koordinieren sie nicht nur meinen Kalender und die bereits vorhandenen lokalen Manager, sondern versuchen mich auch in Märkten zu positionieren, wo ich noch nicht so präsent bin, insbesondere in Asien. Sie erstellen Pressemappen und Demo-CD‘s, verschicken diese mit persönlichen Briefen oder verteilen sie auf ihren zahlreichen Reisen zu Orchestern, Veranstaltern und lokalen Agenturen, da der persönliche Kontakt mehr denn je zählt. Die Zeiten, in denen Manager den Telefonhörer abnehmen und Konzerte unter Dach und Fach bringen, sind leider seit langem vorbei – ich möchte mit ihnen nicht tauschen, es ist ein weitaus härterer Job als das Konzertieren selber. Die beiden anderen wichtigen Manager sind Michal Schmidt in den USA, die in der kurzen Zeit, die wir zusammenarbeiten, phantastisch gearbeitet hat. Die deutsche Agentur heißt markus bröhl artists and concerts, und der Inhaber ist ein enger Freund von mir, der die Musik und seine Künstler so sehr liebt, dass er seiner Agentur alles unterordnet (talk about dedication….). Mir bedeutet aber am meisten, dass meinen Mangern die Musik und der Musiker am wichtigsten sind, so dass ich es jetzt zum ersten Mal in meinem professionellen Leben schaffe, mit ihrer Unterstützung einen ganzen Monat im Sommer frei zu halten – ich bin halt nicht mehr 20 und brauche die Pause zum „Batterieaufladen“!

Hast Du Angst vor dem Auftritt?

Eigentlich nicht – es ist eher eine gespannte Nervosität. Es ist nicht so sehr die Angst vor dem Versagen, die mir Magenkribbeln verursacht, sondern eher die Vorfreude wie auf eine Achterbahnfahrt; Du weißt Du wirst ankommen, doch so viel kann auf der Fahrt passieren… Vielleicht ist es das Theaterblut meiner Vorfahren, ihres Zeichens Sänger, Schauspieler, Tänzer, Dirigenten und Komponisten, das mir die Liebe zur Bühne gegeben hat. Und dies läßt mich die ganze Unbill des Reisens, des Alleinseins, der harten Arbeit und des ständigen „wieder bei Null Anfangens“ auf mich nehmen, oder auch das der ständigen Fremdkritik Ausgesetztsein – als ob die Selbstkritik nicht schon zerstörerisch genug sein kann.

Wie gehst Du mit Kritiken/Kritik um?

Da ich seit 15 Jahren keinen Lehrer mehr habe, und die meisten Menschen nach Konzerten nie mit der vollen Wahrheit herausrücken, bin ich froh, aus Kritiken, guten sowie schlechten, lernen zu können. Natürlich ist nicht immer alles ernst zu nehmen, was nach Konzerten gesagt oder geschrieben wird, doch auf der anderen Seite, wenn ich in mehreren Kritiken einen gewissen Grundtenor entdecke, dann nehme ich dies sehr wohl ernst, und es hat mich über die Jahre zu einem besseren Spieler gemacht. Wie für viele Musiker ist es für mich allerdings nicht immer ein Leichtes, Kritik aufzunehmen, es kann sehr wehtun, zumal wir ja, um auf der Bühne bestehen zu können, eine gehörige Portion Selbstbewußtsein brauchen, was durch einen Verriss leicht untergraben werden kann. Ich versuche, die Rezensionen, egal ob positiv oder negativ, erst ein paar Tage nach dem Konzert zu lesen und darüber zu reflektieren. Nein, ich will es nicht jedem recht machen, ganz im Gegenteil, ich versuche meine eigene Stimme zu finden und fördern, doch gleichzeitig wissen wir doch nie, wie es im Saal ankommt, und dafür ist die Musikkritik ein gutes Sprachrohr.

Worauf bist Du besonders stolz?

Ich bin glücklich, dass ich nach 18 Jahren professionellen Cellospiels noch immer dieselbe kindliche Freude beim Musizieren empfinde, die ich verspürte, als ich als 10jähriger zu Silvester 1979 mit meinem Vater und seinen Kollegen den ganzen Abend Kammermusik spielen durfte. Ich bin froh, dass ich Musik mit dem gleichen naiven Erstaunen erleben und hören kann wie als 4jähriger bei meinen ersten Konzertbesuchen. Ich bin dankbar, dass ich das Glück habe, mit wunderbaren Musikern in wunderschönen Sälen Musik spielen zu dürfen und dafür auch noch bezahlt zu werden. Stolz bin ich vielleicht auf meine Disziplin, gegen meine Natur mich nicht hängen zu lassen und bei Widerstand nicht mehr aufzugeben, wie ich es als Kind ständig getan habe und auch jetzt noch gegen die Versuchung ankämpfe, Sicherheit eines festen Jobs (Professur) über die Freiheit des Solisten zu wählen.

Welches ist Dein Lieblingsstück?

Als mir diese Frage einst in einem Interview gestellt wurde, nannte ich merkwürdigerweise das d‘Albert-Cellokonzert. Es ist aus gewisser Distanz gesehen bei weitem nicht das beste oder schönste Stück der Celloliteratur, doch ich arbeitete zu jenem Zeitpunkt daran und identifizierte mich derart damit, dass dies mir als erste Antwort durch den Kopf schoss.Der für mich wichtigste Cellist, Mstislaw Rostropowitsch, hat, wie ich später erfahren habe, auf dieselbe Frage geantwortet, dass es immer das Stück ist, was er gerade spielen muss. Es ist beinahe wie bei einem Schauspieler, der sich im Idealfall derart mit seiner Rolle identifiziert, dass er die Rolle lebt – um einem Stück Musik Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen, sollte man es wenigstens zum Zeitpunkt der Wiedergabe als eine Art Lieblingsstück empfinden. Für mich ist es eine Niederlage, wenn mir nach einem Konzert gesagt wird, ich hätte gut gespielt, aber das Werk wäre nicht gut. In diesem Falle hätte ich in meinen Augen als Interpret versagt.