Alban's Blog

Kommt die musische Erziehung in unseren Schulen zu kurz?

This is an article I spoke for the radio station RBB in Berlin last year, and since I am trying to get politically more involved in improving music education in Germany I am posting this article, in German though, sorry…

Bei dieser Frage handelt es sich offensichtlich rein rhetorisch gemeint, denn dass der Musikunterricht in der Regel zu den unwichtigsten Fächern gehört, deshalb im Zweifelsfalle als erstes vom Stundenplan verschwindet und dies in einigen Bundesländern zu 80% sogar bereits getan hat, wissen wir alle. Die eigentliche Frage, und es beschämt mich als Bürger dieser Kulturnation Deutschland, dass wir sie stellen müssen, sollte sein: Ist uns eine musische Erziehung überhaupt wichtig und wozu brauchen wir sie? Geht es uns nur um das Konzertpublikum von morgen oder gibt es tiefer gehende gesellschaftliche Gründe, den Samen der Musik früh genug zu säen? Nein, nicht um später mehr Profimusiker zu ernten (von denen gibt es genug), sondern damit hier nicht eine Generation heranwächst, die sich nur noch über Playstation und Computerspiele auszudrücken weiß.

Jeder Mensch ist musikalisch, jeder Mensch kann singen lernen, und Musik war immer ein elementares Grundbedürfnis der Menschheit, in sämtlichen Kulturkreisen. In Zeiten großer Not spielte Musik schon immer eine wichtige Rolle um mit dem Elend umgehen zu können. Da aus verschiedensten Gründen in den Elternhäusern der Kinder meist keine klassische Musik mehr gehört, geschweige denn gemacht wird, ist es die absolute Pflicht des Staates, auf möglichst kreative Weise dieses in meinen Augen höchste Kulturgut durch einen hochqualifizierten und interessanten Musikunterricht von Kindergartenalter an den jungen Bürgern zu vermitteln.

Es fällt mir schwer, hier über den “Nutzen” von Musik und Musikerziehung zu sprechen, da ich ja auch niemandem erklären muss, wie wichtig das Lesen- und Schreibenlernen ist. Man kann nun die verschiedenen wissenschaftlichen Studien aufführen, in denen bewiesen wird, dass sich bei Kindern, die Klavier vor ihrem 12.Lebensjahr erlernen, die Gehirnhälften viel leichter verbinden, dass der IQ von Kindern in musisch-orientierten Schulen höher ist und dass Konzentrationsfähigkeit, soziale Kompetenz und selbst kommunikative Fähigkeiten durch das gemeinsame Musizieren entwickelt werden.

Musik ist eben weit mehr als luxuriöses Ornament der Gesellschaft, sondern Medium und Bestandteil menschlicher Selbstverwirklichung, sie hilft dem Musiker, seine eigene Stimme zu finden. Wenn ich nicht das übergroße Glück gehabt hätte, von frühester Kindheit mit Musik berauscht worden zu sein, so wäre aus diesem menschenscheuen, ängstlichen Kind gewiß niemand geworden, der sich traut, hier am Radio irgendwelche Meinungen von sich zu geben. Und das Gleiche erlebe ich jetzt bei meinem 10jährigen Sohn, der ein ganz neues Selbstwertgefühl erlebt, seit er im Weihnachtskonzert mit einem Stück von Kabalewski seine Freunde beeindrucken konnte.

Und wie viele erfogreiche Ärzte, Rechtsanwälte, Computerprogrammierer und Wissenschaftler habe ich getroffen, die mir beteuerten, dass sie ohne die Inspiration der Musik niemals in ihrem Gebiet so weit gekommen wären.

Der Komponist Hans Werner Henze sagte einmal treffend: “Jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben, mit der Musik vertraut zu werden wie mit sich selbst und seiner Sprache… In den Elementarschulen müßte sie Hauptfach sein und von besonders geeigneten und besonders geschulten Lehrern vermittelt werden…”. Für mich steht außer Zweifel, dass in der Ausbildung der Musiklehrer noch viel Raum zu Verbesserung liegt. Der Prozentsatz derer, die mit ihrem Musikunterricht ihre Klassen faszinieren können, ist leider verschwindend gering, weshalb seit langer Zeit das Fach “Musik” zu den unbeliebtesten Fächern zählt, Musizieren dahingegen zu den beliebtesten Hobbies gehört. Dieses Mißverhältnis zu lösen wäre ein erster Ansatz, denn wir werden die jungen Menschen nicht über Quintenzirkel und trockene Musiktheorie packen können, sondern es muss im Unterricht musiziert, gesungen und kreativ gearbeitet werden.

Der amerikanische Komponist Bruce Adolphe von der Lincoln Center Chambermusic Society hat in New York schon vor zehn Jahren Hunderte von Musiklehrer unterrichtet, wie man mit einfachsten Mitteln eine Klasse selbst von schwer erziehbaren Kindern zusammen musizieren lassen kann, wie man den Unterricht gestalten kann, dass er das Leben der Kinder berührt und oft auch verändert.

Ansätze wie  “Rhapsodie in School”, wo Solisten organisiert werden, an Schulen Pionierarbeit für die Klassische Musik zu leisten, sind hervorragende Ideen, bleiben jedoch Tropfen auf den berühmten heißen Stein, wenn die Nachhaltigkeit durch einen guten Schulunterricht fehlt. Wir dürfen uns dann auch nicht wundern, wenn wir von Venezuela als Kulturland überholt werden; dort sind seit Jahrzehnten Millionen von jungen Menschen durch eine einzigartige Orchesterförderung gegangen. Das hat sich nicht nur positiv auf die Kriminalstatistiken ausgewirkt, sondern zur Zeit gibt es mit Gustavo Dudamel einen venezuelanischen Chefdirigent eines der Top-US-Orchester – einen Deutschen findet man auf einer vergleichbaren Position nicht….

Comments

  • Henning

    Die musikalische Erziehung in den Schulen kommt definitiv zu kurz.
    Es werden irgendwelche Lieder auswendig gelernt, aber das Wichtigste, das Gefühl für die Musik wird stehts vernachlässigt.

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