Alban's Blog

Category: FAQs

When and why did you start playing the cello?

I was about eight and a half years old, playing with my toys in the garden, when my mother asked me, if I would like to play another instrument besides the piano, because my little sister had just begun the violin. I wasn’t too interested, but to get her out of my face, I said “Why not?”, and then she suggested the cello. Same answer. Today she says that she could have named any instrument and I would have agreed!

Was genau ist das, Dein „Schulprojekt“? Und wofür soll das gut sein?

Eigentlich hasse ich das Wort “Projekt”, deshalb ziehe ich es auch vor, es bestenfalls als “Engagement an Schulen” zu bezeichnen. Bei meinen ersten Auftritten in Amerika war ich dazu verdonnert, sogenannte residencies zu machen, d.h. an Schulen zu gehen und dort ein bisschen die klassische Musik zu vermitteln. Zunächst saß ich auf allzu hohem Rosse und habe es eher widerwillig mitgemacht, doch bereits nach dem zweiten Mal mußte ich feststellen, dass dies nicht nur wichtig ist, und zwar um kurzfristig einfach eine Halle am Abend mit viel mehr jungen Menschen füllen zu können, sondern dass es mir auch Spass macht und mich sehr befriedigt. Sofort bekam meine Managerin den Auftrag, dies auch in Deutschland umsonst anzubieten, wo immer ich auch spielen würde. Da ich nicht gut im Verkaufen bin, konnte ich es damals nicht so gut vermitteln, doch heute versuche ich so oft wie möglich an Schulen zu gehen, und zwar auf weitaus aggressivere Art und Weise; ich überlasse es nicht mehr den armen Managern, sondern gehe diverse Schulräte direkt an – um was genau zu tun?

Sehr inprätentiös und einfach: Ich setze mich vor 30 bis 50 Schüler und spiele zunächst etwas solo Bach. Gefährlich? Die verstünden das nicht? Das Gegenteil ist der Fall: Kinder mögen das meistens mehr als alle Paganinis, Kodalys, Ligetis und was es sonst so an spektakulärer Sololiteratur gibt. Danach erzähl ich etwas über mich, ermutige sie zu Fragen, beantworte bereitwillig alles, spiele dann wieder etwas und durchbreche so langsam das Eis, die Wand, die zwischen der Jugend und der sogenannten Klassik steht.

Ein Junge fragte mich einmal, warum ich das denn machen würde. Ich hatte darüber nie richtig reflektiert, außer das ich das Gefühl hatte, etwas Gutes damit zu tun. Aber warum gut? Um einen Saal zu füllen? Nach kurzem Stutzen merkte ich, wie wichtig die Musik und die Beschäftigung mit einem Instrument für mich als junger Mensch war. Mir fielen Dinge in der Schule plötzlich viel leichter, ich konnte mich besser als meine Mitschüler konzentrieren, wurde selbstbewußter, lernte über die Musik meine Gefühle zu erkennen, kurz: ich hatte mehr von meinem Leben. Es geht mir gar nicht darum, Nachwuchsmusiker zu fördern, sondern ich denke, dass jedes Kind ein Instrument spielen sollte, weil es seiner Entwicklung förderlich ist. Ich habe so viele erfolgreiche Ärzte, Rechtsanwälte, Wissenschaftler und Journalisten kennengelernt, die alle mit großem Enthusiasmus und unterschiedlichster Begabung Instrumente spielen. Ich fühle mich nicht unbedingt intelligenter als andere, aber ich bin jetzt intelligenter als ich es ohne Instrument geworden wäre.

Was würdest Du gerne am Musikgeschäft ändern?

Ich würde gerne eine grössere Bescheidenheit gegenüber der Musik in diesem Geschäft, welches nicht einmal so genannt werden sollte, sehen. Es gibt zu viele Veranstalter, Manager und Musiker, die zuerallererst an den Profit und dann an die Musik denken (wenn überhaupt). Für meinen Geschmack ist das alles ein wenig zu “honorarorientiert” geworden, anstatt dass wir einfach erst einmal versuchen, unsere Existenz als Musiker zu rechtfertigen. Ausserdem denke ich, dass zu wenige dieser Künstler, deren Manager und die Konzertveranstalter erkennen, dass wir mit jenem snobistischen Zugang zur Musik (“wir sind etwas besser als alle anderen, unsere Musik ist mehr wert als jede Popmusik”) das jüngere Publikum nicht erreichen, und viele, die es dennoch versuchen, benutzen billige Tricks. Ich zum Beispiel versuche mit relativ einfachen Mitteln Kontakt mit der jüngeren Generation zu erlangen, wo immer ich spiele. Wie? Ich biete mich an, an Schulen zu gehen und dort zu zeigen, dass die sogenannte “Klassische” Musik etwas sehr lebendiges ist, dass man sie geniessen kann ohne jemals etwas darüber gelernt zu haben, und das wir Musiker genauso witzig, jung, sport- und popfanatisch sind wie sie selber.

Wieviel übst Du?

Im Durchschnitt nicht so viel, weil mit all der Arbeit neben dem Cellospielen (Telefonieren, Korrespondenzen erledigen, E-Mails beantworten, Sportresultate herausfinden, Reisen buchen, mit Frau und Kind spielen) an manchen Tagen gar keine Zeit fürs Cello herausspringt, doch an manchen Tagen bringe ich es trotz Stress auf sechs, sieben Stunden. Mein Durchschnitt liegt bei ungefähr drei Stunden pro Tag. Als Student hatte ich mehr Zeit und hatte es auch noch mehr nötig, viele Stunden zu üben….

Ãœbst Du gerne?

Als Teenager und von Natur aus faules Stück mochte ich es nur wenig, um nicht zu sagen, ich hasste das Üben. Heutzutage ist es das größte Vergnügen, da ich mich dann wirklich auf eine einzige Sache konzentrieren kann. Kein Telefon, kein Computer mit E-Mail, kein sogenanntest „multi-tasking“, sondern nur das Cello, ich und die Musik. Es ist beinahe wie eine Flucht vor den übrigen Aufgaben, die eine Karriere mit sich bringt. Ich liebe es, neue Werke zu erlernen, und auch das Wiedererlernen von Stücken, die man schon hundertmal gespielt hat, stellt eine grosse Herausforderung dar. Je öfter ich ein Stück intensiv übe, desto tiefer kann ich es empfinden, desto mehr verstehe ich es und erkenne Möglichkeiten, die mir vorher unsichtbar waren, doch so wie alles im Leben, erreicht man die letzten paar Prozent der Vollendung nie und sie schmerzen sehr.

Welches ist Dein Lieblingsstück?

Als mir diese Frage einst in einem Interview gestellt wurde, nannte ich merkwürdigerweise das d‘Albert-Cellokonzert. Es ist aus gewisser Distanz gesehen bei weitem nicht das beste oder schönste Stück der Celloliteratur, doch ich arbeitete zu jenem Zeitpunkt daran und identifizierte mich derart damit, dass dies mir als erste Antwort durch den Kopf schoss.Der für mich wichtigste Cellist, Mstislaw Rostropowitsch, hat, wie ich später erfahren habe, auf dieselbe Frage geantwortet, dass es immer das Stück ist, was er gerade spielen muss. Es ist beinahe wie bei einem Schauspieler, der sich im Idealfall derart mit seiner Rolle identifiziert, dass er die Rolle lebt – um einem Stück Musik Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen, sollte man es wenigstens zum Zeitpunkt der Wiedergabe als eine Art Lieblingsstück empfinden. Für mich ist es eine Niederlage, wenn mir nach einem Konzert gesagt wird, ich hätte gut gespielt, aber das Werk wäre nicht gut. In diesem Falle hätte ich in meinen Augen als Interpret versagt.

Worauf bist Du besonders stolz?

Ich bin glücklich, dass ich nach fast 20 Jahren professionellen Cellospiels noch immer dieselbe kindliche Freude beim Musizieren empfinde, die ich verspürte, als ich als 10jähriger zu Silvester 1979 mit meinem Vater und seinen Kollegen den ganzen Abend Kammermusik spielen durfte. Ich bin froh, dass ich Musik mit dem gleichen naiven Erstaunen erleben und hören kann wie als 4jähriger bei meinen ersten Konzertbesuchen. Ich bin dankbar, dass ich das Glück habe, mit wunderbaren Musikern in wunderschönen Sälen Musik spielen zu dürfen und dafür auch noch bezahlt zu werden. Stolz bin ich vielleicht auf meine Disziplin, gegen meine Natur mich nicht hängen zu lassen und bei Widerstand nicht mehr aufzugeben, wie ich es als Kind ständig getan habe und auch jetzt noch gegen die Versuchung ankämpfe, Sicherheit eines festen Jobs (Professur) über die Freiheit des Solisten zu wählen.

Wie gehst Du mit Kritiken/Kritik um?

Da ich seit 16 Jahren keinen Lehrer mehr habe, und die meisten Menschen nach Konzerten nie mit der vollen Wahrheit herausrücken, bin ich froh, aus Kritiken, guten sowie schlechten, lernen zu können. Natürlich ist nicht immer alles ernst zu nehmen, was nach Konzerten gesagt oder geschrieben wird, doch auf der anderen Seite, wenn ich in mehreren Kritiken einen gewissen Grundtenor entdecke, dann nehme ich dies sehr wohl ernst, und es hat mich über die Jahre zu einem besseren Spieler gemacht. Wie für viele Musiker ist es für mich allerdings nicht immer ein Leichtes, Kritik aufzunehmen, es kann sehr wehtun, zumal wir ja, um auf der Bühne bestehen zu können, eine gehörige Portion Selbstbewußtsein brauchen, was durch einen Verriss leicht untergraben werden kann. Ich versuche, die Rezensionen, egal ob positiv oder negativ, erst ein paar Tage nach dem Konzert zu lesen und darüber zu reflektieren. Nein, ich will es nicht jedem recht machen, ganz im Gegenteil, ich versuche meine eigene Stimme zu finden und fördern, doch gleichzeitig wissen wir doch nie, wie es im Saal ankommt, und dafür ist die Musikkritik ein gutes Sprachrohr.

Hast Du Angst vor dem Auftritt?

Eigentlich nicht – es ist eher eine gespannte Nervosität. Es ist nicht so sehr die Angst vor dem Versagen, die mir Magenkribbeln verursacht, sondern eher die Vorfreude wie auf eine Achterbahnfahrt; Du weißt Du wirst ankommen, doch so viel kann auf der Fahrt passieren… Vielleicht ist es das Theaterblut meiner Vorfahren, ihres Zeichens Sänger, Schauspieler, Tänzer, Dirigenten und Komponisten, das mir die Liebe zur Bühne gegeben hat. Und dies läßt mich die ganze Unbill des Reisens, des Alleinseins, der harten Arbeit und des ständigen „wieder bei Null Anfangens“ auf mich nehmen, oder auch das der ständigen Fremdkritik Ausgesetztsein – als ob die Selbstkritik nicht schon zerstörerisch genug sein kann.

Wie bekommst Du Konzerte?

Wie bei allen Solisten geht nichts ohne Manager, und nach einigen weniger guten Erfahrungen habe ich endlich ein Team zusammen, denen ich vertraue und die langfristige Visionen und Ideen entwicklen und in die Tat umsetzen. Mein sogenanntes general management, die Agentur SulivanSweetland sitzt in London und ist direkt für UK, Skandinavien, Benelux und Australien sowie auch meine Aufnahmetätigkeit mit Hyperion verantwortlich. Darüber hinaus koordinieren sie nicht nur meinen Kalender und die bereits vorhandenen lokalen Manager, sondern versuchen mich auch in Märkten zu positionieren, wo ich noch nicht so präsent bin, insbesondere in Asien. Sie erstellen Pressemappen und Demo-CD‘s, verschicken diese mit persönlichen Briefen oder verteilen sie auf ihren zahlreichen Reisen zu Orchestern, Veranstaltern und lokalen Agenturen, da der persönliche Kontakt mehr denn je zählt. Die Zeiten, in denen Manager den Telefonhörer abnehmen und Konzerte unter Dach und Fach bringen, sind leider seit langem vorbei – ich möchte mit ihnen nicht tauschen, es ist ein weitaus härterer Job als das Konzertieren selber. Die beiden anderen wichtigen Manager sind Michal Schmidt in den USA, die in der kurzen Zeit, die wir zusammenarbeiten, phantastisch gearbeitet hat. Die deutsche Agentur heißt markus bröhl artists and concerts, und der Inhaber ist ein enger Freund von mir, der die Musik und seine Künstler so sehr liebt, dass er seiner Agentur alles unterordnet (talk about dedication….). Mit bedeutet aber am meisten, dass meinen Mangern die Musik und der Musiker am wichtigsten sind, so dass ich es jetzt zum ersten Mal in meinem professionellen Leben schaffe, mit ihrer Unterstützung einen ganzen Monat im Sommer frei zu halten – ich bin halt nicht mehr 20 und brauche die Pause zum „Batterieaufladen“!